Der Weiße Schöps ist ein östlicher Zufluss des Schwarzen Schöps im sächsischen Landkreis Görlitz. Am nördlichen Rand des Tagebaus wurde er vor 20 Jahren vollständig kanalisiert. Das war das Ergebnis einer ersten Flussverlegung. Mit der Wiederaufnahme der Förderung im Tagebau Reichwalde ist nun eine Fortsetzung der Flussverlegung geplant, da der Tagebau ab 2015 in das Nordfeld des Tagebaus einschwenken wird. Aus diesem Grund wird eine erneute Verlegung des Weißen Schöps bis Ende 2014 notwendig.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Die Begrünung nach dem Gewässerumbau

Liebe Blogleser, als erstes möchten wir Ihnen noch ein gesundes neues Jahr wünschen, bevor wir Ihnen unseren ersten Artikel im neuen Jahr vorstellen. Dabei handelt es sich um das Thema der Begrünung nach dem Gewässerumbau am Weißen und Schwarzen Schöps. Herr Jürgen Scheuermann von der iKD Ingenieur Consult GmbH in Dresden, welcher für die ökologische Baubegleitung verantwortlich ist, hat uns diesen Beitrag zur Verfügung gestellt. Dafür  möchten wir uns recht herzlich bei Ihm bedanken.

Sobald die Bauarbeiten in einem Bauabschnitt beendet sind, beginnt die Begrünung.

Die Begrünung kann durch das Abwarten der sogenannten Sukzession, d.h. einem „Sich-Selbst-Überlassen“ der Flächen erfolgen. Durch Sameneintrag aus der Umgebung mit Hilfe von Wind, Wasser und Tieren siedeln sich Pflanzen selbstständig an. Das beginnt mit den Pionierpflanzen. Besonders an feuchten Stellen sind schnell Froschlöffel, Flatter-Binse, Zarte Binse und Zwiebel-Binse zu entdecken. Schon nach einem Jahr werden die Binsen sukzessive durch Seggen, Gräser, Schilf und andere Hochstauden ersetzt. In der Nähe von vorhandenen Schwarz-Erlen ist ein Erlen-Jungaufwuchs zu beobachten. Länger dauert eine Selbstbesiedelung auf den ausgesprochen trockenen Flächen. Dort sind teilweise nur Kiefer-Sämlinge anzutreffen.

Binsen als Erstbesiedler im Rahmen der Sukzession im Neubauabschnitt

Neben einer Begrünung zum Nulltarif hat die Sukzession den Vorteil, dass die wachsenden Pflanzen heimischen Ursprungs sind und sich selber ihren richtigen Standort suchen. Allerdings kann auf noch nicht begrünten, geneigten Flächen Erosion auftreten. Zu bedenken ist ebenfalls, dass das künftige Fließgewässer bei Hochwasser Erosionen an den Ufern verursachen kann, die im Bereich des Unterhaltungsweges und von Bebauungen nicht gewollt sind. Darüber hinaus können insbesondere in den Anfangsstadien der Sukzession auf die noch kahlen Stellen unerwünschte Neophyten konkurrenzlos einwandern, deren Bekämpfung dann sehr schwierig wird. Deshalb wird das neue Gewässer nach Ende der Baumaßnahmen vorwiegend aktiv begrünt.

Hierzu werden die Gewässerböschungen ab Mittelwasser-Niveau mit einer Gräser-Kräuter-Saatgutmischung angesät. Zur schnellen Begrünung von stark geneigten, erosionsgefährdeten Böschungen wird dem Saatgut auch teilweise sogenanntes Ammensaatgut beigemischt. Dabei handelt es sich um schnell keimende und wachsende Gräser-/Getreidearten wie Roggen-Trespe oder Triticale. Diese Pflanzen schaffen einen kurzfristigen Schutz der Böschungsoberfläche vor Erosion und Austrocknen. Die eigentlich gewollten Pflanzen können im Schutz der Ammenpflanzen heranwachsen. Auf Deichen werden zusätzlich Erosionsschutzmatten aufgenagelt.

Erosionsschutzmatten am Ostergraben in Werda

Der Gewässerlauf wird beginnend am Mittelwasser-Niveau mit Gehölzen der Weichholz-Aue (Schwarz-Erle, Weiden) bepflanzt. Ziel ist eine Beschattung des neuen Flusses. Auf den höher gelegenen Flächen, die ein Hochwasser nur selten oder nie erreicht, werden Gehölze der Hartholz-Aue (Ulmen, Stiel-Eiche, Eber-Esche, Haselnuss, Pfaffenhütchen, etc.) gepflanzt.

Pflanzung von Eichen auf die Böschung des Neuabschnittes

Bei den 2012 begrünten Abschnitten war 2013 eine ausgiebige Verdichtung des Bewuchses festzustellen. Invasive krautige Neophyten treten in den fertig gestellten Gewässerabschnitten noch nicht auf. Ihr Einwandern ist nach Inbetriebnahme des Gewässers jedoch zu erwarten. Umso wichtiger ist die schnelle Etablierung einer standortgerechten einheimischen Vegetation, was u.a, auch durch das Umsetzen von Röhricht-Soden erfolgt.

Umsetzung von Röhrichtpflanzen zur schnellen Besiedlung des neues Gewässerufers mit einheimischen Pflanzen

Als sehr günstig hat sich das Belassen einzelner Gehölzgruppen außerhalb des Mittelwasserprofils erwiesen. Von hier aus und aus den im Boden vorhandenen Samen erfolgt erkennbar eine zügige Wiederbesiedlung des umgestalteten Gewässers.

Röhricht-Matten an den feuchten Böschungen des Neubauabschnittes schützen vor Hangerosion

Im Neubauabschnitt, wo lange Böschungen der Erosion Angriffspunkte bieten und an Schichtgrenzen zum Teil starke Wasseraustritte zu verzeichnen waren, wurden angepasst an die jeweilige Situation Röhrricht-Vegetationsmatten eingebaut. Hier konnte ein schnelles Anwachsen beobachtet werden. Des Weiteren erfolgte eine gezielte Mahdgutübertragung, aber auch die Ausweisung von Sukzessionsflächen.

Die Begrünung erfolgt generell ausschließlich mit autochthonem Saat- und Pflanzgut.

Nach einem Jahr sind die Erlen bereits stark gewachsen und eine Grundbegrünung des Gewässers ist vorhanden

In unserem nächsten Artikel wird es um die neue Kreislaufanlage der Fischzucht-Rietschen gehen. Bleiben Sie wie immer neugierig! 

Ihr ArTour-Team in Rietschen